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Thema: Das DSA-Forumsrollenspiel: „Im Namen der Götter, im Herzen voll Mut!“

Baum-Darstellung

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  1. #11
    Praiotan wollte gerade die Hand auf die Schulter des hünenhaften Thorwalers legen, als Larissa mit ihrer Rede begann. Während der gesamten Zeit, in der sie ihre Zweifel und Skepsis vortrug, ruhte seine Hand unbeweglich über der Schulter des Thorwalers der sich so, Aug in Aug mit dem Geweihten reichlich unangenehm, wenn nicht sogar ein wenig albern vorkam. Gegen Mitte der Rede drehte der Geweihte den Kopf und blickte Larissa sehr nachdenklich an, während er seine Hand zurückzog. Schließlich hatte die Degenfechterin geendet, und noch ehe sich Praiotan versehen hatte, griff der grimmige Kriegergeselle an Praiotans Seite an seinem Schwertgriff und wie ein wilder Stier brüllte, schallte es über den Burghof: "Dämonenbuhle!!! Dir werd' ich lehren, was es heißt, Hochwürden Praiotan als Marionettenspieler zu bezeichnen!!" Während seiner Rede troff heißer Speichel aus dem Mund des Soldaten und Praiotan drehte sich schnell um und brachte ihn mit einer kurzen Geste zum Schweigen. "Sachte, Freund, Bragga, sachte! Die Frau hat nichts von Unrecht getan. Bitte geh'!" Wenige Augenblicke schienen sich die beiden Männer noch ein Blickduell zu liefern, bis Bragga schließlich laut und vernehmlich schnaubte und zu einem Zelt ging, wo mehrere Soldaten lagen und diesem grummelnd Wasser einzuflößen.
    "Eure Einwände, verehrte Frau,", begann er fast leise, das es nur umstehnden Helden hören konnten, "sind nicht von der Hand zu weisen, und beim goldenen Herrn Praios, ich wünschte mir von Herzen, ich müsste euch und eure sorglosen Herzen nicht mit dem Kummer meiner Männer beschweren. Und doch - seht euch selbst an: Seid ihr mit euch selbst ehrlich? Ihr tragt das feine Gesicht einer Adeligen, ihr habt Mut und ihr steht für die euch beigebrachten Ideale ein. Im Leben seid ihr keine einfache und dahergelaufene Söldnerin, auch wenn ihr euch unter das gemeine Volk mischt, so steht doch das blaue und edle Blut, das durch eure Adern fliesst, für Jemanden wie mich, auf eure Stirn geschrieben. Wir wollen einander respektieren wie Edelleute, gute Frau, und deswegen: Ja, wir sind am Ende. Meine Männer mögen stark im Glauben sein und viele von ihnen sind bereits weiter gegangen und haben mehr ertragen müssen, als so manch' anderer Mensch in seinem Leben, doch ihr Fleisch ist schwach und ihre Körper gebrochen. Alleine ihre Seelen strahlen noch gesund, wo der Feind ihr Fleisch mit Hieb und Stich versehrt hat. Ich spreche wahr, wenn ich sage, das es mir mit meinen Leuten, die mir noch verblieben sind, schwerlich nur gelingen mag, den Wagen an seinen Bestimmungsort zu bringen, wenn ihr versteht. Um weiterhin bei der Wahrheit zu bleiben: Auch mir wäre ein Regiment Wehrheimer Landsknechte lieber, die ich mit dieser Aufgabe betreuen könnte, doch ich habe kein Regiment mehr zur Verfügung. Männer, Waffen, Soldaten - all' das wurde mir genommen, geblieben ist mir nur der Segen des Götterfürsten und meine Menschenkenntnis, die Verderbten von den Guten zu sortieren, um sie zum Licht zu führen in einer gemeinsam geführten Schlacht. Und diese Schlacht liegt nun vor uns, falls ihr euch trotz eures gesunden Mißtrauens dazu entscheiden solltet, mit uns zu ziehen."
    Er blickt nacheinander den Umstehenden tief und fragend in die Augen, beginnend mit Larissa, dann schweift sein Blick zu Göfla, dem hünenhaften Thorwaler, anschliessend zu Thominiel und Jinsuma, bevor er als Letztes bei Syrantalia und Shiru verbleibt.


    Die Hände des Medicus arbeiteten ruhig und wie in Trance, während der gelernte Mann aus Al'Anfa immer wieder besorgt die seltsamen Striemen und Wunden im Gesicht des Mannes beobachtete.
    "Er hatte von Räubern gesprochen," überlegte der Medicus kurz und konnte sich keinen Reim auf die tiefen, ausgeschnittenen Wundrändern der klaffenden Fleischwunden machen, die sich quer über das Gesicht des Mannes zogen, dessen Atem nur noch stossweise und rasselnd seinen Lungen entwich, während er sich im fiebrigen Traum immer wieder leicht umherwarf. Der Medicus unterdrückte den Impuls, sich näher an das Gesicht des Mannes zu wagen, um vielleicht mit dem einen Ohr verstehen zu können, was der Gepeinigte von sich gab, denn von diesem Wunden selbst ging ein modriger und fauliger Geruch aus, den Ingrim sonst nur aus den Sümpfen um Selem kannte. Er hörte ein Fußscharen neben sich und sah einen Soldaten, der sich kurz neben ihn setzte. Auch dieser Geselle starrte vor Schmutz und Dreck, doch waren seine Augen fats fröhlich und er lächelte den Medicus kurz an, bevor er ein "Danke, für meinen Bruder!" hauchte, während ein bandagierter Finger, der nur halb vorhanden zu sein schien, in die Richtung des Mannes zeigte, den Ingram gerade verarztete.
    Schliesslich hörte er abermals das Knirschen von Schuhen hinter sich und erkannte die Frau aus der Taverne.


    Chrini wusste nicht, wie lange sie geweint hatte, doch noch während sich die Trauer um dieses Elend wie rostige Nägel in ihr Herz fraßen, spürte sie, wie sich eine Hand sanft auf ihre Schulter legte und ein junger Soldat sie kurz anlächelte, bevor er sie in den Arm nahm.
    "Du hast deinen Mann verloren?", fragte er mitfühlend, da er das Portrait, das Chrini in der Hand hielt, nicht sehen konnte. "Ja, du musst wohl die Frau von Gernot sein, sprach der Gute doch immer davon, das zuhause - ganz in der Nähe hier - seine Frau auf ihn warten würde und das sie die schönste Frau Aventuriens sei...und nun, da ich dich sehe, weiß ich, das Gernot Recht hatte.

    Geändert von Daen vom Clan (19.02.2004 um 21:32 Uhr)

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